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(B)$hitcoin Reloaded. And its not Trumps Fault.

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Analyse der Kausalität von Bitcoin-Crashes: Eine Dekonstruktion der politischen Verantwortlichkeit

Die Zuweisung der Verantwortung für signifikante Preisrückgänge am Kryptowährungsmarkt an einzelne politische Akteure oder Ereignisse, wie die Zollankündigungen von Donald Trump, stellt eine verbreitete, jedoch verkürzte Analyse dar. Solche monokausalen Erklärungen ignorieren die komplexen, vielschichtigen und oft endogenen Dynamiken des Bitcoin-Marktes. Tiefgreifende strukturelle, technische, makroökonomische und verhaltensökonomische Faktoren sind die primären Treiber von Marktinstabilität sind. Politische Ankündigungen fungieren oft lediglich als Katalysatoren, die bereits bestehende systemische Schwachstellen aktivieren, anstatt die alleinige Ursache zu sein.

Die entscheidende Rolle spielen exzessive Hebelwirkung, Liquidationskaskaden, Marktmanipulation durch Großinvestoren (“Wale”), regulatorische Unsicherheit sowie globalen Liquiditätsbedingungen und Zinszyklen. Durch die Betrachtung historischer Präzedenzfälle und der inhärenten Marktpsychologie wird dargelegt, dass die Anfälligkeit für Crashes ein systemimmanentes Merkmal des aktuellen Krypto-Ökosystems ist, das weit über den Einflussbereich einzelner politischer Entscheidungen hinausgeht.

1. Einleitung: Die Vereinfachung komplexer Marktphänomene
In der öffentlichen und medialen Auseinandersetzung mit den volatilen Kryptowährungsmärkten wird häufig versucht, komplexe Preisbewegungen auf singuläre, leicht verständliche Ereignisse zurückzuführen. Insbesondere politische Ankündigungen, wie die Einführung von Zöllen durch die US-Regierung unter Donald Trump, werden oft als direkte Ursache für plötzliche und massive Marktkorrekturen, sogenannte “Crashes”, identifiziert [1]. Diese narrative Vereinfachung bietet zwar eine scheinbar plausible Erklärung, vernachlässigt jedoch die zugrunde liegende Komplexität des globalen Krypto-Ökosystems. Die Zuschreibung einer alleinigen Verantwortung an eine politische Figur wie Trump verkennt die tiefgreifenden strukturellen, makroökonomischen und psychologischen Kräfte, die die Preisdynamik von Bitcoin maßgeblich bestimmen.
Ein Bitcoin-Crash ist selten das Ergebnis eines isolierten externen Schocks. Vielmehr handelt es sich um das Kulminieren verschiedener interner und externer Faktoren, die den Markt in einen Zustand der Fragilität versetzen. Politische Nachrichten können in einem solchen Umfeld als Auslöser oder “Trigger” fungieren, der eine bereits angestaute Spannung entlädt, aber sie sind nicht die Wurzel der Instabilität selbst. Die wahre Ursache liegt in der Struktur des Marktes – geprägt von exzessiver Hebelwirkung, geringer Liquidität, der dominanten Rolle von Großinvestoren und einer latenten regulatorischen Unsicherheit [2].
Anstatt sich auf eine monokausale Erklärung zu beschränken, wird dargelegt, warum eine alleinige Schuldzuweisung an politische Entscheidungen wie die von Donald Trump zu kurz greift. Dies gliedert sich in vier zentrale Bereiche:
1. Strukturelle Schwächen des Kryptomarktes: Untersuchung der endogenen Risikofaktoren wie Hebelwirkung, Liquidationskaskaden und der Einfluss von “Walen”.
2. Makroökonomische Treiber: Analyse der übergeordneten wirtschaftlichen Kräfte, insbesondere der Geldpolitik von Zentralbanken und der globalen Risikostimmung.
3. Technische und On-Chain-Faktoren: Betrachtung der marktinternen Dynamiken, die durch die Blockchain-Technologie und Derivatemärkte entstehen.
4. Verhaltensökonomische Aspekte: Diskussion der psychologischen Faktoren wie Herdenverhalten und Spekulationsblasen, die Preisbewegungen verstärken.
Durch die Synthese dieser Perspektiven wird ein umfassendes Bild gezeichnet, das zeigt, dass die Anfälligkeit für Crashes ein inhärentes Merkmal des Kryptomarktes in seiner aktuellen Entwicklungsphase ist. Die Rolle politischer Akteure wird dabei nicht negiert, sondern in einen größeren Kontext eingeordnet – als ein potenzieller Funke in einem bereits hochentzündlichen Umfeld.
2. Strukturelle Schwächen als primäre Treiber der Marktvolatilität
Die inhärente Volatilität des Bitcoin-Marktes ist weniger auf externe politische Ereignisse zurückzuführen als auf tief verwurzelte strukturelle Merkmale. Diese endogenen Faktoren schaffen ein fragiles Ökosystem, das anfällig für abrupte und kaskadenartige Preisrückgänge ist. Insbesondere die exzessive Nutzung von Hebelinstrumenten, die geringe Markttiefe und die konzentrierte Macht von Großinvestoren sind entscheidende Schwachstellen.

2.1 Exzessive Hebelwirkung und die Mechanik von Liquidationskaskaden
Einer der wirkungsvollsten Beschleuniger von Krypto-Crashes ist der weitverbreitete Einsatz von Hebeln (Leverage) im Derivatehandel [1]. Plattformen ermöglichen es Händlern, mit einem Vielfachen ihres Eigenkapitals zu spekulieren, was sowohl potenzielle Gewinne als auch Verluste massiv verstärkt. Während dies in etablierten Finanzmärkten streng reguliert ist, operieren viele Krypto-Börsen in einem weniger restriktiven Umfeld, was zu einer übermäßigen Risikobereitschaft führt.
Wenn der Preis von Bitcoin zu fallen beginnt, selbst aufgrund einer geringfügigen Korrektur, werden gehebelte Long-Positionen schnell unrentabel. Erreicht der Preis einen bestimmten Schwellenwert, den sogenannten Liquidationspreis, wird die Position von der Börse automatisch geschlossen, um weitere Verluste zu verhindern [3]. Dieser erzwungene Verkauf erhöht den Abwärtsdruck auf den Markt, was wiederum den Preis weiter senkt. Dieser Prozess löst eine Kettenreaktion aus: Der fallende Preis führt zur Liquidation weiterer gehebelter Positionen, was den Verkaufsdruck exponentiell verstärkt. Diese Dynamik wird als Liquidationskaskade bezeichnet.
Ein aktuelles Beispiel verdeutlicht diese Mechanik: Bei dem Crash im Oktober 2025 wurden innerhalb von 24 Stunden gehebelte Positionen im Wert von über 19 Milliarden US-Dollar liquidiert [1]. Ein solcher massiver, automatisierter Ausverkauf ist nicht das Resultat einer rationalen Neubewertung des Marktes aufgrund politischer Nachrichten, sondern ein rein mechanischer Prozess, der durch die Marktstruktur selbst bedingt ist. Die Zollankündigungen mögen der initiale Anstoß gewesen sein, aber die eigentliche zerstörerische Kraft des Crashs lag in der vorab aufgebauten exzessiven Hebelwirkung, die den Markt in eine Abwärtsspirale zwang.

2.2 Geringe Markttiefe und der überproportionale Einfluss von “Walen”
Im Vergleich zu traditionellen Märkten wie Gold oder dem S&P 500 ist der Bitcoin-Markt durch eine relativ geringe Liquidität und Markttiefe gekennzeichnet [4]. Das bedeutet, dass bereits mittelgroße Verkaufsaufträge den Preis signifikant beeinflussen können, da nicht genügend Kaufaufträge vorhanden sind, um das Angebot zu absorbieren. Diese geringe Liquidität wird durch die hohe Konzentration von Bitcoin in den Händen weniger Großinvestoren, sogenannter “Wale”, weiter verschärft. Wale sind Entitäten, die eine erhebliche Menge an Bitcoin halten (oft definiert als Adressen mit über 1.000 BTC) und durch ihre Transaktionen den Markt maßgeblich bewegen können [5].
Die Aktionen von Walen sind ein entscheidender Faktor für die kurzfristige Preisentwicklung [6]. Wenn Wale beschließen, große Mengen an Bitcoin auf Börsen zu transferieren (Exchange Inflows), wird dies vom Markt oft als Signal für einen bevorstehenden Verkauf interpretiert, was bereits vor der eigentlichen Transaktion zu Panik und Preisrückgängen führen kann [7]. Ein groß angelegter Verkauf durch einen oder mehrere Wale kann eine Liquiditätskrise auslösen, die Slippage (die Differenz zwischen erwartetem und tatsächlichem Ausführungspreis) erhöht und kleinere Investoren aus dem Markt drängt. Diese Marktmacht macht das System anfällig für Manipulation. Durch gezielte Verkäufe können Wale Stop-Loss-Orders kleinerer Händler auslösen und so eine künstliche Abwärtsspirale in Gang setzen, um anschließend zu niedrigeren Preisen wieder zu akkumulieren [8]. Solche manipulativen Praktiken sind in einem unregulierten und konzentrierten Markt leichter umzusetzen und tragen wesentlich zur Instabilität bei [9].

2.3 Regulatorische Unsicherheit als permanenter Stressfaktor
Ein weiterer struktureller Faktor, der die Volatilität des Kryptomarktes permanent befeuert, ist die globale regulatorische Unsicherheit [2]. Das Fehlen eines klaren und einheitlichen Rechtsrahmens für digitale Vermögenswerte schafft ein Klima der Verunsicherung, das Investoren nervös macht und den Markt anfällig für Überreaktionen auf Nachrichten jeglicher Art werden lässt. Ankündigungen von Regulierungsbehörden, Verbote in einzelnen Ländern oder auch nur Gerüchte über bevorstehende Maßnahmen können massive Ausverkäufe auslösen.
Diese latente Unsicherheit bedeutet, dass der Markt in einem Zustand ständiger Anspannung operiert. Jede negative Nachricht, sei es eine politische, wirtschaftliche oder technische, wird vor diesem Hintergrund verstärkt wahrgenommen. Während die US-Regierung unter Trump zwar gemischte Signale sendete, trug die grundsätzliche Unklarheit über die zukünftige Behandlung von Kryptowährungen weltweit zur Fragilität bei. Ein Crash wird somit nicht durch eine einzelne politische Entscheidung verursacht, sondern durch das zugrunde liegende Misstrauen, das aus einem Mangel an regulatorischer Klarheit resultiert.

3. Makroökonomische Kräfte als übergeordnete Einflussfaktoren
Während strukturelle Schwächen die Anfälligkeit des Kryptomarktes für Crashes erklären, sind es oft übergeordnete makroökonomische Entwicklungen, die das allgemeine Investitionsklima prägen. Bitcoin und andere Kryptowährungen existieren nicht in einem Vakuum; sie sind zunehmend mit den globalen Finanzmärkten verflochten und reagieren empfindlich auf Veränderungen der globalen Liquidität, der Zinspolitik und der allgemeinen Risikobereitschaft der Anleger [10].

3.1 Die Rolle der Geldpolitik und globalen Liquidität
Die Geldpolitik der großen Zentralbanken, insbesondere der US-amerikanischen Federal Reserve (Fed), ist einer der dominantesten Einflussfaktoren für Risikoanlagen weltweit, einschließlich Kryptowährungen [11]. In Phasen niedriger Zinsen und quantitativer Lockerung (Quantitative Easing, QE), in denen Zentralbanken Geld in das Finanzsystem pumpen, steigt die Risikobereitschaft der Anleger. Kapital fließt vermehrt in spekulative Anlageklassen wie Tech-Aktien und Kryptowährungen auf der Suche nach höheren Renditen [12].
Umgekehrt führt eine restriktive Geldpolitik, gekennzeichnet durch Zinserhöhungen und quantitative Straffung (Quantitative Tightening, QT), zu einem Entzug von Liquidität aus dem Markt. Die Kosten für Kapital steigen, und Anleger tendieren dazu, ihr Risiko zu reduzieren [13]. Sie schichten Kapital aus volatilen “High-Beta”-Assets wie Bitcoin in sicherere Anlagen wie Staatsanleihen oder den US-Dollar um. Dieser Mechanismus erklärt, warum Bitcoin-Preise oft negativ mit steigenden Zinsen korrelieren. Historische Daten zeigen, dass Phasen geldpolitischer Straffung häufig mit Abschwüngen am Kryptomarkt einhergingen, wie beispielsweise im Jahr 2022 [14].
Die Ankündigung von Zöllen durch Trump kann in diesem Kontext als ein Faktor gesehen werden, der die Erwartungen an die zukünftige Geldpolitik beeinflusst. Zölle können inflationär wirken, was die Zentralbanken zu einer restriktiveren Haltung zwingen könnte [2]. Die Reaktion des Marktes ist somit weniger eine direkte Antwort auf die Zölle selbst, sondern vielmehr eine Antizipation der geldpolitischen Konsequenzen. Der eigentliche Treiber ist die erwartete Veränderung der globalen Liquiditätsbedingungen, nicht die Handelspolitik an sich.

3.2 Globale Risikoaversion und die Flucht in “sichere Häfen”
Kryptowährungen werden von den meisten institutionellen und privaten Anlegern als hochriskante Anlageklasse betrachtet. In Zeiten erhöhter globaler Unsicherheit – sei es durch geopolitische Konflikte, Wirtschaftskrisen oder Handelsspannungen – ist eine typische Reaktion der Anleger die “Flucht in Qualität” oder in “sichere Häfen” [15]. Dies bedeutet einen massiven Kapitalabzug aus Risikoanlagen und eine Umschichtung in Assets, die als wertstabil gelten, wie Gold, der US-Dollar oder Staatsanleihen.
Trumps Zollankündigungen schürten Ängste vor einem globalen Handelskrieg und einer wirtschaftlichen Rezession, was die allgemeine Risikoaversion schlagartig erhöhte [1]. Der daraus resultierende Ausverkauf bei Bitcoin war Teil einer breiteren Marktbewegung, die auch andere Risikoanlagen wie Technologieaktien betraf [10]. Die Korrelation zwischen dem Kryptomarkt und traditionellen Aktienmärkten, insbesondere dem Nasdaq, hat in den letzten Jahren zugenommen. Ein Einbruch im Technologiesektor führt oft zu einem parallelen Rückgang bei Bitcoin, da beide als sensible Indikatoren für die Risikobereitschaft der Anleger gelten.
Diese Dynamik unterstreicht, dass der Bitcoin-Crash nicht isoliert betrachtet werden kann. Er war Symptom einer umfassenderen globalen Risikoreduzierung, die durch die politische Unsicherheit ausgelöst wurde. Die Zölle waren der Katalysator, aber die eigentliche Ursache für den Preisverfall war die fundamentale Neubewertung von Risiko durch die globalen Märkte.

4. Technische und verhaltensökonomische Dimensionen von Marktkorrekturen
Neben strukturellen und makroökonomischen Faktoren spielen auch technische Marktdynamiken und die Psychologie der Anleger eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Beschleunigung von Bitcoin-Crashes. Diese Aspekte sind oft eng miteinander verwoben und schaffen selbstverstärkende Zyklen aus Angst und Panikverkäufen.

4.1 Die Rolle des Derivatemarktes jenseits der Liquidationen
Der Derivatemarkt beeinflusst die Preisbildung von Bitcoin nicht nur durch Liquidationskaskaden, sondern auch durch die von ihm ausgehenden Signale zur Marktstimmung. Daten aus den Futures- und Optionsmärkten geben Aufschluss über die Erwartungen der Händler. Wenn beispielsweise die Finanzierungsraten (Funding Rates) für unbefristete Terminkontrakte (Perpetual Swaps) stark positiv sind, deutet dies auf eine überhitzte Long-Positionierung und übermäßigen Optimismus hin. Ein solcher Markt ist anfällig für eine scharfe Korrektur, da bereits kleine negative Nachrichten eine massive Auflösung dieser Positionen auslösen können.
Analysen zeigen, dass Derivatemärkte oft vorsichtige oder bärische Signale senden, selbst wenn der Spotmarkt noch stabil erscheint [16]. Diese Divergenz kann darauf hindeuten, dass professionelle Händler bereits Risiken einpreisen, die von Kleinanlegern noch nicht wahrgenommen werden. Eine politische Ankündigung kann dann als Bestätigung dieser bärischen Erwartungen dienen und den Ausverkauf beschleunigen. Die Ursache liegt hier jedoch in der bereits fragilen Positionierung im Derivatemarkt, nicht allein in der externen Nachricht.

4.2 Verhaltensökonomik: Herdenverhalten, FOMO und FUD
Kryptowährungsmärkte sind in hohem Maße von der Anlegerstimmung und psychologischen Faktoren geprägt [15]. Konzepte der Verhaltensökonomie wie Herdenverhalten, “Fear of Missing Out” (FOMO) und “Fear, Uncertainty, and Doubt” (FUD) sind entscheidend, um die extremen Preisschwankungen zu verstehen.
In Bullenmärkten treibt FOMO die Preise in irrationale Höhen. Anleger, angelockt von der Aussicht auf schnelle Gewinne, steigen ohne fundamentale Analyse in den Markt ein und schaffen so eine Spekulationsblase [17]. Diese Blasen sind von Natur aus instabil. Wenn die Stimmung kippt, schlägt FOMO in Panik um. Anleger, die aus Angst vor Verlusten verkaufen, lösen eine Verkaufswelle aus, die durch Herdenverhalten verstärkt wird. Jeder sieht, dass andere verkaufen, und schließt sich aus Angst an, der Letzte zu sein, der den Markt verlässt.
Soziale Medien spielen hierbei eine entscheidende Rolle als Beschleuniger. Negative Nachrichten oder Gerüchte (FUD) verbreiten sich viral und können innerhalb von Stunden eine panische Stimmung erzeugen [18]. Eine politische Ankündigung wie die von Trump dient in diesem Kontext als mächtiges FUD-Signal, das von Algorithmen und Influencern aufgegriffen und verstärkt wird. Der Crash ist somit auch das Ergebnis einer sozialen Ansteckung, die auf der vorab durch FOMO geschaffenen Instabilität aufbaut. Die hohe Beteiligung von unerfahrenen Kleinanlegern, die anfälliger für emotionale Entscheidungen sind, verstärkt diese Dynamik zusätzlich [19].

4.3 Inhärente Marktzyklen und historische Präzedenzfälle
Die Geschichte von Bitcoin ist geprägt von wiederkehrenden Zyklen aus parabolischen Anstiegen und anschließenden, oft brutalen Korrekturen von 70-80 % oder mehr. Diese Zyklen scheinen einer eigenen Logik zu folgen, die oft mit dem vierjährlichen “Halving”-Ereignis in Verbindung gebracht wird, bei dem die Belohnung für das Mining neuer Blöcke halbiert wird [20]. Unabhängig vom genauen Mechanismus zeigen historische Daten, dass auf Phasen der Euphorie und Überbewertung unweigerlich Phasen der Ernüchterung und des Preisverfalls folgen.
Frühere große Crashes wurden durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst, die wenig mit US-Handelspolitik zu tun hatten: der Zusammenbruch großer Börsen wie Mt. Gox, das Platzen der ICO-Blase 2018, regulatorische Verbote in China oder der Kollaps von Krypto-Projekten wie Terra/LUNA [21]. Diese Ereignisse zeigen, dass der Markt eine inhärente Neigung zu Boom-Bust-Zyklen hat. Ein Crash im aktuellen Umfeld ist daher nicht notwendigerweise ein beispielloses Ereignis, das durch eine singuläre politische Entscheidung verursacht wurde, sondern kann auch als Teil eines größeren, sich wiederholenden Marktzyklus verstanden werden. Die Ankündigungen von Trump könnten zufällig mit einer Phase zusammengefallen sein, in der der Markt ohnehin für eine Korrektur überfällig war.

5. Schlussfolgerung: Ein Plädoyer für eine differenzierte Kausalanalyse
Die Zuordnung der Schuld für einen Bitcoin-Crash an eine einzelne Person wie Donald Trump oder eine einzelne politische Maßnahme wie die Einführung von Zöllen ist eine irreführende Vereinfachung. Eine solche monokausale Erklärung ignoriert die tiefgreifenden und miteinander verknüpften Kräfte, die die Preisdynamik am Kryptowährungsmarkt tatsächlich bestimmen. Es fungieren externe politische Ereignisse in der Regel nicht als Ursache, sondern als Katalysator, der bereits bestehende systemische Schwachstellen freilegt.
Die wahren Treiber von Bitcoin-Crashes sind multifaktoriell und überwiegend endogener Natur:
1. Strukturelle Fragilität: Die exzessive Nutzung von Hebeln führt zu unvermeidlichen Liquidationskaskaden, die kleine Preisrückgänge in massive Abstürze verwandeln. Die geringe Markttiefe und die konzentrierte Macht von “Walen” machen den Markt anfällig für Volatilität und Manipulation.
2. Makroökonomische Abhängigkeit: Als Risikoanlage ist Bitcoin stark von der globalen Liquidität und der Geldpolitik der Zentralbanken abhängig. Eine restriktive Geldpolitik und eine allgemeine Risikoaversion an den globalen Märkten setzen den Kryptomarkt unter Druck, unabhängig von spezifischen handelspolitischen Entscheidungen.
3. Psychologische Verstärkung: Verhaltensökonomische Faktoren wie Herdenverhalten, angetrieben durch FOMO in Bullenmärkten und FUD in Bärenmärkten, verstärken Preisschwankungen und führen zu irrationalen Übertreibungen in beide Richtungen.
Die Ankündigung von Zöllen kann zweifellos als ein signifikanter Auslöser betrachtet werden, der die Risikoaversion erhöhte und eine Kette von Ereignissen in Gang setzte. Der Umfang und die Brutalität des anschließenden Crashs sind jedoch nicht allein durch diese Ankündigung zu erklären. Sie sind das Ergebnis eines Marktes, der durch übermäßige Spekulation, unzureichendes Risikomanagement und strukturelle Mängel bereits am Rande des Abgrunds stand.
Für Investoren, Regulierungsbehörden und Analysten ist es daher unerlässlich, über die Schlagzeilen hinauszublicken und eine differenzierte Kausalanalyse vorzunehmen. Das Verständnis der zugrunde liegenden systemischen Risiken ist der Schlüssel zur Entwicklung widerstandsfähigerer Marktstrukturen und informierterer Investitionsstrategien. Die Fokussierung auf politische Sündenböcke lenkt von der dringenden Notwendigkeit ab, sich mit den fundamentalen Herausforderungen des Krypto-Ökosystems auseinanderzusetzen. Letztlich ist die Volatilität von Bitcoin weniger ein politisches als ein strukturelles und systemisches Phänomen.

References
[1] Bitcoin 11% Crash & Altcoins 50% Drop | Real Reason … https://www.youtube.com/watch?v=UVeK2LiwG5w
[2] Bitcoin Crash and the Future of Cryptocurrencies. https://aus.swiss/blog-and-events/
bitcoin-crash-explained
[3] The REAL Reason Crypto Is Crashing (And Why It’s Bullish). https://www.youtube.com/watch?v=Urz_tw3SKFQ
[4] The Liquidity of Bitcoin and the Factors That Affect It. https://www.investopedia.com/
articles/investing/112914/liquidity-bitcoins.asp
[5] What Are Crypto Whales? How Big Wallets Move the Market – Revolut. https://www.revolut.com/
blog/post/what-are-crypto-whales/
[6] Whales Trigger Bitcoin’s Liquidity Crisis, Testing Market Resilience. https://www.ainvest.com/news/whales-trigger-bitcoin-liquidity-crisis-testing-
market-resilience-2509/
[7] Crypto Whale Movements: How They Trigger Bullish and Bearish … https://yellow.com/en-US/learn/crypto-whale-movements-how-they-trigger-
bullish-and-bearish-market-trends
[8] Why Is the Crypto Market Down? Top Reasons – StealthEX.io. https://stealthex.io/blog/why-is-
the-crypto-market-down-now-top-reasons/
[9] Manipulation of the Bitcoin market: an agent-based study – PMC. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/
articles/PMC9159387/
[10] Bitcoin Crash: Why Did It Happen?. https://youngplatform.com/en/blog/news/bitcoin-
crash-causes/
[11] Understanding the Interplay Between Federal Reserve Decisions … https://growthshuttle.com/understanding-the-interplay-between-federal-
reserve-decisions-and-cryptocurrency-prices/
[12] How The Fed Impacts Stocks, Crypto And Other Investments | Bankrate. https://www.bankrate.com/investing/federal-reserve-impact-on-stocks-crypto-other-investments/
[13] Rate Hikes and the Fed – How Do They Affect Crypto Markets? – OSL. https://www.osl.com/
hk-en/academy/article/rate-hikes-and-the-
fed-how-do-they-affect-crypto-markets
[14] What makes Bitcoin’s price go down? – Kraken. https://www.kraken.com/de/learn/
what-makes-bitcoins-price-go-down
[15] Crypto Crash: 8 Reasons Why it Happens. https://www.osl.com/hk-en/academy/article/crypto-crash-8-reasons-why-it-happens
[16] Bitcoin Struggles for Momentum as Derivatives Signal … https://coincentral.com/bitcoin-struggles-for-momentum-as-derivatives-signal-hesitation-despite-etf-inflows/
[17] Why is Crypto So Volatile? Understanding Market … https://calebandbrown.com/blog/crypto-volatility/
[18] Dynamics between Bitcoin Market Trends and Social Media Activity. https://www.mdpi.com/2674-1032/3/3/20
[19] A comparison of cryptocurrency volatility-benchmarking new … https://jfin-swufe.springeropen.com/articles/10.1186/s40854-024-00646-y
[20] Understanding Bitcoin Volatility: What You Should Know. https://calebandbrown.com/blog/bitcoin-volatility/
[21] Cryptocurrency bubble. https://en.wikipedia.org/wiki/Cryptocurrency_bubble

Redaktion Granaria

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